Meine Begegnung mit Hucho Hucho

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Fliegenfischen auf Huchen

Als ich mir im Frühling eine Jahreskarte für einen bayerischen Voralpenfluss löste freute ich mich riesig auf die bereits laufende Forellensaison. Diesen Fluss kenne ich zwar gut, da ich an seinen Ufern aufgewachsen bin, jedoch ahnte ich noch nicht was mich hier alles erwarten sollte.

Praktisch den ganzen Sommer über kam es immer wieder zu starken Niederschlägen, wodurch sich die Farbe des Wassers abwechselnd grün oder braun zeigte. Dadurch wurde das Kennenlernen des Flusses deutlich erschwert. Das Resultat kann sich jeder denken: Meist blieb es gelinde gesagt unter meinen Erwartungen was den Fangerfolg angeht. Die wunderbare Natur hat jedoch so einiges wieder gut gemacht. So konnten mich selbst die hohen Wasserstände nicht davon abhalten, jede freie Minute am Wasser zu verbringen. Als Belohnung konnte ich die eine oder andere schöne Forelle im trüben Kehrwasser ergattern.

Fluss
Die Situation besserte sich: An diesem Tag hakte ich meinen ersten Huchen

Der Herbst kam schnell und mit dem Herbst hörten die starken Niederschläge auf. Die Wasserstände fielen von Tag zu Tag. Kurz darauf konnte ich zum ersten mal von der großen Straßenbrücke aus die Steine am Grund sehen. Dies ist auch die Zeit, in der die Huchenfischer langsam anfangen ihre Geschichten zu erzählen. Von Kollegen hörte ich eine Menge unglaublicher Geschichten. Kundschaften haben uns die ersten tollen Bilder zugesandt. Wie man Wo einen Huchen fängt wusste ich noch nicht genau. Dass mein Fluss einige Huchen beheimatet, wusste ich aus Erzählungen…

Das Wetter war bestens und die Temperaturen noch ziemlich hoch für den nahenden Winter. Mit einem Koppenstreamer mittlerer Größe (ich konnte mir das Streamerfischen einfach noch nicht abgewöhnen…) war ich wiederm einmal auf der Jagd nach Regenbogenforellen. Oben vom Damm aus konnte ich plötzlich eine besonders Große im Randbereich ausmachen. Extrem vorsichtig bewegte ich mich 10 Meter flussauf, um den Fisch anzuwerfen. Radfahrer und Fußgänger hätten mich bestimmt belächelt…Gleich beim ersten Wurf bewegte sich der Fisch zielstrebig dem Streamer entgegen . Ohne zu überlegen wurde der Streamer „eingesaugt“. In den ersten Sekunden war es für mich ungewöhnlich kein aggresives „hin und her“ an der Leine zu verspüren, so wie es sonst immer der Fall war. Als der Fisch zur Oberfläche kam erkannte ich dunkelrot leuchtende Kiemen und einen rostfarbenen, wuchtigen Körper. Sofort wusste ich, dass dies ein Huchen ist. Mit ca. 65 cm Länge zwar kein besonders großer aber ich war fasziniert von diesem Fisch. Ab diesem Moment war ich infiziert von der Huchenfischerei! Ich wusste, dass es in diesem Fluß Huchen gibt, die über einen Meter lang sind…

Fluss
Der erste Schnee – Die Huchensaison beginnt

Als der Winter Einzug hielt und die Forellen und Aiteln träge wurden kaufte ich mir eine Sinktip-Schnur. Die Größe und das Gewicht der nun verwendeten Streamer zwang mich dazu eine stärkere Rute zu nehmen, um die Fische erreichen zu können. Ich entschied mich für eine kräftige Rute der Schnurklasse 10. Mit dieser Rute fällt es leicht auch größte Streamer über den Fluss zu werfen und anschließend sicher zu führen.

Nun konnte es also so richtig los gehen. Es hatte seit längerem Dauerfrost und das Wasser war klar wie ein guter Schnaps. Erst jetzt lernte ich meinen Fluss so richtig gut kennen und nach ein paar Wochen kannte ich jedes tiefere Loch der vielen Kilometer langen Flussstrecke.

Mal wieder unterwegs pirschte ich seit zwei Stunden vorsichtig am steilen und unwegsamen Uferrand entlang. Alle zwei bis drei Meter blickte ich lange und genau prüfend ins Wasser. Hier macht sich eine gute Polarisationsbrille schnell bezahlt. Das dichte Geäst machte mir immer wieder Schwierigkeiten. So ist das eben beim Huchenfischen dachte ich mir noch und erreichte eine unscheinbare Stelle, an der die Wassertiefe maximal 70 cm betrug. Als ich den langen muskolösen Körper eines Huchen sah, hab ich mich erschrocken. Ich spürte mein Herz schlagen. Mit weichen Knien und zittrigen Händen beobachtete ich ihn noch ein wenig. Da ein vernünftiges Anwerfen von hier unmöglich war, fasste ich den Entschluss etwa hundert Meter zurückzugehen, den Fluss queren und den Huchen von der anderen Seite aus anzuwerfen. Zuerst knüpfte ich mir noch einen unbeschwerten Streamer an das Vorfach, da die Stelle ja eher seicht war. Der Fliegenwechsel ging flott über die Bühne trotz der eiskalten Temperaturen (dazu kann ich Ihnen weiter unten noch einen heißen Tipp geben!). An der Stelle angekommen mußte ich einen weiten Wurf quer stromab hinlegen. Entfernung etwa gute 20 Meter. Der Streamer setzt auf und sinkt ein paar Zentimeter in der schnellen Strömung ab. Ca. 5 Meter überhalb des Huchen Standplatzes begann ich den Streamer einzustrippen. Sofort konnte ich einen schwarzen Schatten sehen der dem Streamer folgte. Ich ließ den Streamer immer wieder kurz stehen bevor ich die Leine wieder ruckartig einholte. Der Fisch folgte zwar, aber ein Biss blieb aus. Ich versuchte es noch ein paar mal, aber der Fisch war nicht mehr auszumachen.
Andere Stelle, neues Glück! Sozusagen ein „Hot Spot“. Dieser Gumpen ist 5 Meter tief. Viele Huchen wurden dort bereits in den Vorjahren gefangen. Die geballten Wassermassen prallen im rechten Winkel auf eine Felswand. Die Tiefe der Stelle machte mir jedoch ein wenig Sorgen. Ich beförderte den beschwerten Streamer leicht stromauf in die volle Strömung vor der Felswand und gab immer wieder Schnur nach. So hoffte ich eine größtmögliche Tiefe zu erreichen. Als ich vermutete an der tiefsten Stelle zu sein, strippte ich langsam wieder ein. Diesen Vorgang wiederholte ich mehrmals. Gerade als ich den vierten Versuch vorbereitete und den Streamer aus den Wasser ziehen wollte schossen zwei Huchen pfeilschnell direkt an meinen Füßen vorbei. Ich harrte aus. Der Streamer befand sich noch im Wasser ca. 2 Meter vor mir. Einer der beiden Fische näherte sich langsam dem Streamer, schaute ihn ganz ruhig an und inhalierte den ganzen Streamer in einem Zug. Währenddessen bekam ich fast einen Herzstillstand. Als sich das große Maul schloss schlug ich einmal kräftigst an und stellte mich auf den Drill ein. Während des Drills schlug ich noch zwei weitere male kräftig an, um den Huchen nicht zu verlieren. Der Fisch stellte sich mit seinem ganzen Gewicht in die Strömung. Doch er bereitete mir nur sehr wenig Probleme im Drill. Keine wilden Ausreißer. Aufgrund des starken Vorfaches konnte ich den Huchen hart drillen und bald landen.

Ich entschied mich bereits im Drill, den Huchen abzuschlagen um ihn für Weihnachten zu räuchern. Wie es bei uns in Bayern Tradition ist, habe ich zu diesem Festessen Freunde eingeladen. Das Fleisch schmeckt geräuchert köstlich. Mehrere Personen hat er satt und zufrieden gemacht.

Hucho
Der große Kopf ist charakteristisch für einen Huchen

Dies waren meine ersten Erfahrungen mit einem wunderbaren Fisch, aber die Saison geht noch bis Mitte Februar. Vielleicht klappt es noch einmal!?

FK

Verwendetes Gerät:

Rute: SAGE 1090-4 Xi3

Wie bereits erwähnt, ist es enorm wichtig eine starke Rute zu verwenden. Nicht nur wegen der Größe der Fische. Schwere und große Streamer lassen sich mit leichteren Ruten nur schwer oder überhaupt nicht werfen. Auch noch höhere Schnurklassen lassen sich bestens verwenden. Von Vorteil sind etwas größere Ringe. Ein Vereisen wird dadurch hinausgezögert.

Rolle: SAGE 6010 Fliegenrolle

Robustheit, Zuverlässigkeit und ein gutes Bremssystem sind absolut erforderlich.

Schnur: RIO Streamer Tip 24 ft.

Huchen stehen bevorzugt an den tiefsten Stellen am Gewässergrund. Daher ist es wichtig eine Schnur mit sinkender Spitze (tiefe Gewässer = lange Sinkspitze) zu verwenden. Die schweren Streamer lassen sich sehr gut mit dieser Schnur werfen. Die Spitze ist mit einer Schlaufe versehen, wodurch eine perfekte und knotenfreie Verbindung zum Vorfach entsteht.

Vorfach: Micro Snap L Tippet 0,40 mm

Das entscheidende an diesem Vorfach ist der MICRO SNAP in Größe # L. Vorbei ist die Zeit, mit kalten Fingern Fliegen anknoten zu müssen. Die Fliegen werden einfach in sekundenschnelle getauscht oder „eingehängt“. Somit ist man sofort wieder fischbereit. Die Spitzenstärke sollte, aufgrund der schweren Fische, nicht unter 0,40 mm sein um im Drill entsprechend gegenhalten zu können. Das obere Ende des Vorfaches ist mit einer Schlaufe versehen. Es kann also einfach in die Schnur eingeschlauft werden.

Streamer:

Bei Streamergröße und Streamerfarbe scheiden sich die Geister. Mein persönlicher Tipp ist eine „gedeckte“ Farbe. Längen über 15 cm sind grundsätzlich empfehlenswert. Entscheidend bei den Streamern ist die Beschwerung. Es ist sicher sinnvoll mehrere Muster dabei zu haben, um sich auf verschiedene Gewässersituationen einstellen zu können.

Ein letzter persönlicher Tipp!

Seien Sie möglichst viel und oft am Wasser. Dies ist die einzige Chance zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein! Damit werden Sie irgendwann die kurze „Fresszeit“ des Huchens erwischen.

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