Fliegenfischen mit Maikäferimitation

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Vor einiger Zeit war auf dem Titelbild unserer Regionalzeitung das Bild eines Maikäfers zu sehen. Beim Betrachten dieses Bildes fiel mit eine Geschichte aus den späten 60er- Jahren wieder ein. Ich war damals zwölf oder dreizehn Jahre alt und wir konnten damals Maikäfer in großen Mengen sammeln und durften diese als Anschauungsmaterial mit in die Schule bringen.

Meine Eltern hatten zu dieser Zeit eine Fischerhütte ca. 20 Kilometer von Wien entfernt, die zum Schutz gegen Hochwasser auf Stelzen gebaut war. Wir verbrachten dort viele Wochenenden beim Fischen an der Donau und in ihren glasklaren Altwasserarmen. An einem Samstag früh morgens fuhr mein Vater mit unserem Familienfahrzeug, einem Moped der Marke Puch, mit mir auf dem Sozius, in Richtung Fischerhütte. Es war noch kalt an diesem Maimorgen, als mein Vater bei einer Allee mit jungen Bäumen hielt und sagte: „So, jetzt holen wir uns erst mal Angelköder.“ Er schüttelte einen der Bäume und forderte mich auf, es ihm gleich zu tun. Wie in Wilhelm Busch’s Geschichten von Max und Moritz schüttelten wir die Bäume und die vor Kälte klammen Maikäfer prasselten herab ins Gras. Wir sammelten diese auf und setzten sie in eine Blechdose, die mit Luftlöchern versehen war. Mit unserer Beute fuhren wir weiter bis kurz vor unser Ziel. Hier tauschten wir unser Gefährt, das Moped, gegen das im Altwasser befestigtes Ruderboot. Auf der Fahrt zur Hütte konnten wir die im klaren Wasser auf Beute lauernden Hechte und Aitel (Döbel) auf Futtersuche beobachten.

In der Hütte angekommen bereitete mein Vater die Angelausrüstung für unseren heutigen Gang an Wasser vor. Es war eine leichte Spinnrute mit 260 cm Länge, als Wurfgewicht diente eine Wasserkugel, an deren Verlängerung ein Drillingshaken geknotet wurde. Eines der drei Hakenenden schob mein Vater nun mit den Worten: „Das tut ihm nicht weh.“ am Flügelansatz durch den Rückenpanzer eines Maikäfers. Ich hatte den Eindruck, dass er tatsächlich keinen Schmerz verspürte, denn er krabbelte, nun am Haken hängend, munter weiter.

Durch den Auwald pirschten wir uns an eine Stelle, an der mein Vater in der Vergangenheit regelmäßig Aitel beobachtet hatte. Und sie waren auch heute da. Sie hielten, an der Oberfläche schwimmend, Ausschau nach Fressbarem. Die Wasserkugel war nur zum Teil gefüllt und landete, zusammen mit unserem Maikäfer mit einem unauffälligen „Plopp“ in der Nähe der Fische. Durch das Geräusch aufmerksam geworden, wendete ein großer Aitel und stürzte sich vehement auf den hilflos auf der Wasseroberfläche krabbelnden Käfer. Die durch den Drill unruhig gewordenen Fische reagierten auf unsere weiteren Versuche nun etwas vorsichtiger. Trotzdem konnten wir innerhalb kurzer Zeit sechs stattliche Exemplare erbeuten, die noch am gleichen Tag in der Räuchertonne landeten. Fliegenfischen war damals für uns ein Fremdwort und die gefangenen Fische wurden fast ausschließlich zubereitet und gegessen.

Als ich Ralf die Geschichte erzählte, war er begeistert und beschloss, in den nächsten Tagen ebenfalls die Fischerei mit dem Maikäfer aber diesmal an der Fliegenrute, zu versuchen. Ob er seine Maikäfer wohl auch vom Baum schütteln kann? Wie es weitergeht wird er erzählen!

Durch den Bericht von Alois entstand die Idee, die Fischerei mit einem Maikäfer aufleben zu lassen! Allerdings sollte diesmal eine Maikäfer-Imitation als Köder an einer Fliegenrute dienen. Gibt es Maikäfer-Imitationen zu kaufen? Fehlanzeige. Also setzte ich mich an den Bindetisch und versuchte eine passable Imitation dieses großen Käfers zu basteln. Ziel war der Fang eines Fisches mit der „Maikäfer-Eigenkreation“. Die Neugierde war einfach zu gross: Würde es funktionieren?

Einige Tage später, nach der Erzählung von Alois, stand ich morgens freudstrahlend mit einer Maikäfer-Imitation im Büro. Die genaue Bindeanleitung hielt ich mit Fotos fest. Den ganzen Tag freute ich mich auf den abendlichen Test an der Weißen Traun direkt vor der Haustüre. Kaum war es Feierabend ging ich mit einer 4-er Fliegenrute und einer Maikäferimitation an einem starken Vorfach zum Kanaleinlauf in Siegsdorf. Dort unter den Bäumen rechnete ich mir die besten Chancen auf einen aktiven Fisch aus. Die ersten Würfe waren erstmal grausam, da es einiger Gewöhnung bedurfte solch einen „Brummer“ sauber zu präsentieren. Ich versuchte den Käfer direkt unter den Bäumen auf einem Randstein abzulegen und diesen dann mit einem sanften Zupfer vom Stein herunterfallen zu lassen.

Bei der anschließenden Drift versprach ich mir Bisse. Gleich zu Beginn konnte ich auch die Aufmerksamkeit einiger Forellen wecken. Allerdings kamen die Fische mit Neugierde direkt unter die Käferimitation und drehten wieder ab. Es war zum Verzweifeln. Die Fische hatten einfach zu viel Zeit sich die Imitation genauestens anzuschauen. Daraufhin ging ich ein paar Meter flußabwärte in schnelleres Wasser. Hier hatten die Fische viel weniger Zeit den Köder zu nehmen. Voll konzentriert präsentierte ich den Käfer ganz knapp an die Randsteine. Es waren einige Versuche notwendig bis kaum merkbar der große Käfer von einem Forellemaul eingeschlürft wurde. Das Ergebnis sehen sie auf dem untersten Bild!

Probieren Sie es aus! Es funktioniert!

A. B./ R.R.

Maikäfer – Bindeanleitung
– passend zur Bindeanleitung bieten wir Ihnen ein „Maikäfer Binde-Combo“ mit allen nötigen Bindematerialien

Maikäfer
Nehmen Sie einen einen Tiemco Haken 2312 in Größe # 6 und bringen Sie eine
Grundwickung mit Ihrem Bindefaden auf. Anschließend dubben Sie 5 mm mit einem
dunklen Hasenohrdubbing in den Hakenbogen.
Maikäfer
Nun nehmen Sie schwarzes Rehhaar und binden einen Körper in mehreren Schritten.
Maikäfer
Diesen Rehhaarkörper schneiden Sie anschließend zu. Hier benötigen Sie eine scharfe
Rehhaar-Schere. Vorsicht: es werden viele Haarreste am Bindetisch sein.
Maikäfer
Nun wickeln Sie das Bindegarn zurück und setzen die für den Maikäfer charakteristischen
weißen Punkte mit sand farbenem Basshair ein. Drei bis vier Büschel werden auf der Oberseite
des Rehhaarkörpers eingebunden. Sicherlich können Sie die weißen Rehhaare auch gleich
beim Binden des Hauptkörpers mit einbinden.
Maikäfer
Wieder wird der Bindefaden zum Hakenbogen geführt. Dadurch wird der Körper
weiter gesichert. Am Hakenbogen können Sie nun die bei einem Maikäfer oft heraushängenden
semitransparenten Flügen mit eimem tranparenten Netzgewebe einbinden und zuschneiden.
Maikäfer
Anschließend binden Sie einen, vorher zurecht geschnittenen, dunkelbraunen Polycelon-Körper
ein. Vorher können Sie einen strammen dunklen Faden zur Flügelunterteilung mit einbinden.
Wenn Sie den Faden nach vorne führen binden sie die dunkelbraunen (oder schwarzen)
Centipede Legs (Gummibeine) ein. Lassen Sie diese reichlich überhängen, da Sie sie am Ende leichter die
Beingelenke knoten können.
Maikäfer
Klappen Sie den Polycelonkörper nach vorne und sichern sie diesen mit dem Bindefaden. Ebenso
kann nun der dunkle Faden für die Flügelunterteilung nach vorne geführt werden. Die recht grobe
Einbindestelle des Polycelon decken Sie mit einem dunklen Irisé-Dubbing ab. Vorher sind die
Fühler noch wichtig. Diese erstellen Sie aus jweils drei Grannen Fasanenstoßfeder. Diese lackieren
Sie auf ca. 3 mm und lassen die Enden auseinander stehen. Nun können Sie den Kopfknoten anbringen.
Zum Schluss knoten Sie noch die Beine. Hier verwende ich einen ganz einfachen Knoten.
Maikäfer
Das ist das Ergebnis aus Fischperspektive.
Maikäfer
Der Maikäfer sitzt in der Schachtel und wartet auf den Einsatz am Wasser
Forelle mit Maikäfer
Solch ein Prachtfisch wurde mit dem Maikäfer überlistet.

Verwendete Materialien: Maikäfer Binde-Kombo

Die Maikäfer Binde-Kombo enthält:

– 1 x TMC 2312 # 6 (20 Stück)
– 1 x Traun River Bindeseide Standard dunkelbraun
– 1 x Irisé Dub II, dunkelbraun
– 1 x Rehhaar, schwarz
– 1 x Bass Hair, sand
– 1 x Polycelon braun
– 1 x Centipede Legs (Gummibeine)
– 1 x Magic Wing rauchgrau

Probieren Sie es aus!!

Bindeanleitung & Fotos: R.R.

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