Maifliegen in Südschweden – Erste Erfahrungen

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Manchmal passieren Dinge im Leben, die nicht vorhersehbar sind…
Vor 2 Jahren ergab sich plötzlich die Situation, dass bei einem Videodreh für einen Film über die Maifliegenfischerei ein Platz frei war und noch ein Fliegenfischer gesucht wurde. Zwei Tage hatte ich für eine Entscheidung. Schnell habe ich abends die Suchmaschine angeworfen und mich informiert. Hierbei handelte es sich nicht um die bekannten Maifliegengewässer Frankens, sondern es war die Rede von grossen Forellen in Südschweden.

Mit den Gewässern Frankens und der dortigen Maifliegenfischerei war ich ganz gut vertraut und ich wußte wie erlebnisreich diese Art der Fischerei sein kann. Allerdings ist der Grat zwischen echten Sternstunden und großer Verzweiflung dabei oft recht schmal. Letztendlich waren kaum Informationen über Südschweden zu finden. Meistens scheiterte es an den mangelnden Schwedisch-Kenntnissen…
Lange Rede kurzer Sinn: ich hatte mich für den Kurztrip nach Südschweden entschieden, jedoch ohne Ahnung über die dortigen Flüsse und das dortige Maifliegenvorkommen zu haben.

Maifliege

Allerdings wäre ich niemals so unvorbereitet zu einem Fliegenfischertrip aufgebrochen, wenn nicht geplant gewesen wäre, dass ich mit zwei einheimischen Fliegenfischern unterwegs sein würde. Es könnte kaum besser sein dachte ich mir. Allerdings waren die äußeren Umstände alles andere als ideal: Es hatte seit Wochen nicht geregnet und die zu befischenden Gewässer hatten extremes Niedrigwasser. Per E-Mail sorgten meine Fischpartner dafür, dass ich nicht mit zu grossen Erwartungen nach Schweden reisen sollte, da die Fischerei sehr schwierig sei.

Nichtsdestotrotz fand ich mich zwei Wochen später in der ersten Juniwoche am Flughafen Göteborgs wieder und wurde vom Kamerateam abgeholt. Eine gewisse Aufregung war schon dabei, da es sich für mich um völliges Neuland handelte und ich nicht wußte was passieren würde.

Schnell stellte sich heraus, dass das Fischen und die dazugehörigen Aufnahmen im Vordergrund standen. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Unterkunft ging es direkt ans Wasser, wo ich Johan und Ulf kennen lernte. Beide kennen die Gegend um Göteborg bestens und waren sich sicher, dass wir eine schwierige, aber gute Fischerei erleben werden. Direkt am Wasser lernte man sich kennen und tauschte erste Erfahrungen aus. Natürlich hatte ich auch einige Maifliegenmuster mitgebracht. Es stellte sich heraus, dass einige Muster sehr gut für die dortige Fischerei geeignet waren.
Interessanterweise legten Johan und Ulf nicht so großen Wert auf die hundertprozentige Detailgenauigkeit des Musters. Ihrer Meinung nach sind die Anbietetechnik, Vorfachstärke und vor allem die Größe der Fliegenmuster die absolut wichtigsten Faktoren. In Bezug auf die Farben der Muster ist oft entscheidend, ob es sich um ein helleres oder dunkleres Muster handelt. Wenn diese Faktoren richtig kombiniert werden, dann müssen fast nur noch steigende Fische gefunden werden.

Maifliege
Imitat und Original – CDC Mayfly eignet sich sehr gut!

Trotz der Größe der Fliegenmuster sollte unbedingt mit einem langen Vorfach gefischt werden, um die Scheuchwirkung zu minimieren. Des Weiteren sollte zu Beginn in keinem Fall mit zu geringer Vorfachstärke gefischt werden, da zur Maifliegenzeit oft sehr große Fische an die Oberfläche kommen. Erst wenn ein Fisch wiederholt eine Fliege anvisiert und im letzten Moment abdreht, dann sollte eine geringere Vorfachstärke gewählt werden. Meiner Erfahrung nach sind Ruten der Schnurklassen 4 bis 6 genau die richtige Wahl. Außerdem sollte die Rute in keinem Fall zu kurz sein. 9 Fuß (275cm) ist hier die Standardlänge. Je nach Größe des Flusses kann eine 9,6 Fuß (290cm)-Rute den entscheidenden Vorteil und vor allem auch Wurfkomfort bieten. Die zu fischenden Fliegenmuster sind oft buschig und groß. Deshalb ist von zu geringen Schnurklassen und zu kurzen Ruten abzuraten. Eine gute Keulenschnur auf einer Großkernrolle mit fein einstellbarer Bremse runden die Ausrüstung perfekt ab. So viel erstmal zum Gerät. Nun zurück zur Fischerei…

Nach dem netten Gespräch mit den Kameraleuten und den zwei einheimischen Fischern wurde mir die weitere Vorgehensweise erklärt. Das schwierige an der Maifliegenfischerei ist, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Eigentlich hätte ich am liebsten vor lauter Ungeduld drauf los gefischt. Doch ich lernte schnell, dass dies keinen Sinn macht. Zuerst hieß es: warten!

Vor lauter Ungeduld und Neugier platzend, saßen wir alle zusammen auf einer schattigen Insel im Fluss. Davor lag ein großer Pool in den an der Kopfseite der Forellenfluss mündete. Im oberen Teil war der Pool breit und die Strömung wurde weiter unten immer schwächer. Am Ende liefen die Ufer wieder näher zusammen und die Strömung nahm deutlich zu. Diese Stelle war einfach perfekt! Dennoch waren keine aktiven Fische zu sehen. An der Uferlinie konnte ich eindeutig sehen, dass der Fluss wenig Wasser führte. Innerlich plagte mich die große Ungeduld. In Deutschland hätte ich längst eine Nymphe angeknotet und diese verlockende Stelle befischt.
Johan und Ulf wollten davon nichts wissen und amüsierten sich über meinen Drang endlich zu fischen.

Nach einer ganzen Weile des Wartens schlüpfte hier und da eine große Maifliege. Um so später am Nachmittag, desto mehr schlüpfende Insekten waren zu sehen. Doch die beiden Schweden bewahrten Ruhe und öffneten sich noch ein kühles Getränk. Das konnte ich nicht verstehen, da ich doch mittlerweile den ein oder anderen steigenden Fisch sehen konnte. Hinzu kam, dass sich drei weitere Fliegenfischer um den riesigen Pool des Flusses versammelten und im Schatten warteten.

Maifliege
Maifliegenbox – Original Insekt sitzt in der Mitte

Mit einem Mal fingen Ulf und Johan an, ihre Ausrüstung herzurichten. Sie krempelten ihre Wathosen hoch, fädelten ihre Schnüre durch die Ringe und knoteten ihre Fliegen an. Auch das Kamerateam machte Tontests und prüfte die Einstellungen der Kameras. Je fortgeschrittener der Nachmittag war, desto mehr Insekten waren am Wasser zu sehen. Doch dann gab es einen Moment, in dem etwas Seltsames geschah: von einer auf die nächste Minute war unheimlich viel Aktivität am Wasser festzustellen. Die Menge der schwärmenden Insekten nahm massiv zu und die Fische begannen mit dem Abendessen.
Nun wurde mir Einiges klar: Genau auf diesen Moment haben alle Fliegenfischer am Gewässerrand gewartet und genau auf diesen Moment haben auch die Forellen gewartet. Höchst konzentriert und voller Spannung fingen wir gemeinsam an zu fischen. Jeder suchte sich einen steigenden Fisch und versuchte diesen zu überlisten. Ich konnte es nicht glauben was hier passierte. Überall steigende Fische und überall große Maifliegen! Trotz der Aktivität der Fische war es nicht leicht, die Fische mit einer Imitation zu überlisten. Johan und Ulf präsentierten ihre Fliegen mit einem weiten Vorlauf zum Fisch und achteten peinlichst genau darauf, dass ihre Fliege absolut natürlich abdriftet und nicht im geringsten „dreggt“. Jeder Fisch verweigerte eine Fliege mit der kleinsten seitlichen Bewegung. Wie bereits angekündigt spielte die Farbe des Musters eine weniger wichtige Rolle. Die Präsentation und die Größe des Musters war entscheidend! Nach einigen Fehlversuchen oder Fischen, die kurz vor meiner Fliege abdrehten, gelang mir auch der Fang einer schönen schwedischen Bachforelle mit einer Maifliege. Es war kein Riese, aber ein traumhaft gezeichneter Fisch, der schnell wieder in die Freiheit durfte.
An diesem Abend gelang mir kein weiterer Fang, trotz der hohen Aktivität am Wasser. Zufrieden und müde von der Reise beobachtete ich die beiden Einheimischen beim Fischen. Genauso schnell wie das Phänomen eines Maifliegenschlupfes begann, war es auch wieder vorbei. Plötzlich waren kaum noch Insekten zu sehen und die Fische stellten Ihre Fressaktivitäten ein.
Das Kamerateam hatte ein paar schöne Aufnahmen im Kasten und bei kompletter Dunkelheit begaben wir uns auf den Heimweg. Zwei weitere erlebnisreiche Tage in Schweden folgten. Zufrieden und mit einer Menge neuer Erfahrungen saß ich nach drei Tagen im Flieger zurück nach Deutschland. Mit Sicherheit werde ich wieder kommen!

Der über drei Frühsommer entstandene Film heißt “Mayfly Madness“ und zeigt die Fischerei mit der Maifliege in Südschweden. Petri Heil und eine gute Saison!

Maifliege
Gute Regenbogenforelle mit der Maifliege erwischt

 

 

 

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