Stationen eines Weltrekords – Fliegenfischen auf Wels

Veröffentlicht in: Berichte | 0

Viele Jahre hat Rudi Heger darauf hingearbeitet. Und dann hatte er ihn, den Weltrekordwels, gefangen mit der Fliegenrute. Olivier Portrat hat die Entwicklung der Rekordtechnik verfolgt und den Rekord selbst im Bild festgehalten.

Ursprünglich sah es für Rudi Heger so aus: In einer Woche hatte man eine realistische Chance, mit der Fliegenrute ein bis zwei Welse auf Streamer zu fangen.
Heute, 10 Jahre später, sind wir ein ganzes Stück weiter und wissen: Wer fleißig angelt und seine Hausaufgaben macht, hat ein bis zwei Chancen am Tag – nicht in der Woche. Und damit stehen die Erfolgsaussichten sogar viel besser als beim Meerforellen-, Lachs- oder Huchenangeln!

Wels

 

Im November 1997 haben Rudi Heger und ich unsere ersten Versuche zum Welsangeln mit der Fliegenrute unternommen. Dabei war Rudi derjenige, der mit Fleiß die Fliegenrute schwingen musste. Ich habe ihm mit meinen Welserfahrungen und meinem Boot assistiert.

Aller Anfang ist schwer. Vergeblich hat Rudi damals seine schweren Jigfliegen in den Tiefen des riesigen Ebrostaus bei Caspe arbeiten lassen. Vergeblich habe ich versucht, ihm aus der Tiefe Welse an den Streamer hoch zu klopfen. Also haben wir Bereiche aufgesucht, in denen das Wasser deutlich trüber und flacher war. Die maximale Wassertiefe von etwa 3 Meter ließ sich durchaus mit Rudis Gerätezusammenstellung effektiv absuchen und befischen. Mit viel Fleiß hat sich dann allmählich der Erfolg eingestellt.

Die ersten Bartelträger, die Rudi erwischte, waren keine Riesen. Aber die Fische von 20 bis 40 Pfund waren der Beweis: Welse schnappen nach Federbüscheln, und nicht einmal in sehr trübem Wasser haben sie damit Probleme.
Bessere Stellen, bessere Fänge

In den folgenden Jahren haben wir das Ergebnis ganz allmählich verbessert. Das lag
vor allem daran, dass wir geeignete Strecken fanden für das Fliegenfischen: Bereichemit trübem, aber höchstens 3 bis 4 Meter tiefem Wasser. Schon bald haben sich die Zonen, wo der Grund recht schnell vom Ufer auf 2 bis 3 Meter abfällt, als die aussichtsreichsten herausgestellt. Je mehr Baumkronen und Äste dabei in unmittelbarer Ufernähe im Wasser sind, umso besser. Deckung in unmittelbarer Ufernähe, angetrübtes bis trübes Wasser von 2 bis 4 Metern Tiefe, so sehen die aussichtsreichen Stellen beim Welsangeln mit der Fliegenrute aus.

Rudi ging es von Anfang an darum, seine Welse ohne Unterstützung durchs Wallerholz zu fangen. Aber es war auch Rudi natürlich nicht entgangen, mit welcher Neugier die Welse auf die Klopfgeräusche reagieren. Nach ausgiebigen Diskussionen über die Neugier der Welse und das Klopfen kamen wir zu dem Schluss, dass auch Rudi mit der Fliegenrute die Neugier der Welse wecken muss.
So kam es, dass Rudi ab 1999 mit einem 4 bis 5 Gramm schweren Bleischrot vor seinem Streamer (etwa einen halben Meter Abstand) auf Welspirsch ging. Statt wie früher über den Angeltag eine größtmögliche Wasserfläche abzusuchen, bestand seine Taktik nun darin, den Streamer mit 5 bis 8 aufeinander folgenden Rollwürfen auszuwerfen, ihn ein wenig absinken zu lassen und einzustrippen. Die Rollwürfe folgen etwa im 2-Sekundentakt aufeinander. Jedes Mal verursacht das eintauchende Spaltblei ein glucksendes Geräusch.

Wels Wels
Bewegung schon vor dem Biss

Schon die ersten Versuche haben sich als sensationell erfolgreich herausgestellt – und als ungemein spannend. Denn schon vor dem Biss kommt Bewegung ins Wasser, wenn ein neugieriger Wels in der Nähe lauert. Das wiederholte Eintauchen des Bleischrots lockt den Wels aus seinem Versteck. Nach dem Ablegen der Schnur lässt Rudi den Streamer lediglich ein wenig abtauchen, und dann erfolgt der Biss meist nach dem ersten Einstrippen der Wurfschnur.

Jeweils mit Ankündigung, stellenweise gar mit imposanter, auf den Köder zusteuernder Bugwelle.

Beim Drill vom Bellyboot ist es nur schwer möglich, alleine einen Wels von über 1,80 Meter zu landen – zumindest, wenn man keine Möglichkeit hat, das Ufer zu erreichen und den Fisch zu stranden. In so einem Fall ruft uns Rudi einfach per Mobiltelefon an, worauf wir ihmmit einem Boot assistieren.

In den letzten Jahren hat Rudi mit der beschriebenen Methode viele Dutzend Welse
gefangen. Stimmen die äußeren Bedingungen, und sind die Welse halbwegs aktiv, liegt Rudi mittlerweile bei 2 bis 6 Welsen für einen ganz durchangelten Tag.Das sind keine Zufallsfänge, das ist das Ergebnis einer vollwertigen Angeltechnik, die perfekt
auf die schleimigen Bartelträger mit ihrer Neugier abgestimmt ist. Rudi gehört allerdings zu den fleißigsten Anglern, die ich kenne. Er angelt tatsächlich von früh bis spät. Wir haben einmal durchgerechnet, dass er an den guten Tagen etwa 200 bis 300 Würfe für einen Wels braucht – die vielen Rollwürfe als glucksende Lock- würfe nicht mitgerechnet.

Einer der letzten Welse von Rudi ist unlängst von der IGFA offiziell als Weltrekord
anerkannt worden – ein Exemplar von 46,8 Kilo. Und das war noch nicht einmal
der größte, den er erwischt hat.

Wels Wels
Schweres Fliegengewicht
Zum Fliegenfischen auf Wels verwendet Rudi Heger Geräte der Klasse 10 bis 12, eine Fliegenschnur mit Schusskopf und ein Vorfach aus 0,40er bis 0,60er Monofil. Das Bleischrot von 4 oder 5 Gramm wird 50 Zentimeter oberhalb des Streamers aufs Vorfach geklemmt.


Er hat alle seine Welse mit einfachen Hechtstreamern gefangen. Dabei ist die Bissausbeute mit einer Tubenfliege mit Drilling spürbar besser als beim Angeln mit einem klassischen Großstreamer, der auf einen Einzelhaken gebunden ist.
Der Streamer selbst muss keineswegs überdimensional sein. Die üblichen
Formate zum Hechtangeln reichen völlig aus.

Empfohlenes Gerät:
Rute: SAGE Xi3 1290-4 Fliegenrute
Rolle: SAGE 6010 Fliegenrolle

Schreibe einen Kommentar