Mit „Crystal Cherries“ auf Aitel

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Vor ein paar Tagen beim Obst- und Gemüsehändler stand ich vor dem frischen Sommerobst. In Gedanken versunken überlegte ich mir, ob es heute frische Kirschpfannkuchen gibt und begutachtete die saftigen deutschen Kirschen. Plötzlich ertappte ich mich dabei wie ich begann in der Vergangenheit zu schwelgen und an meine Jugendtage dachte. Denn da spielten gerade Kirschen im Sommer eine besondere Rolle. Schnell stand ich mit einem leichten Grinsen vor den reifen Kirschen und vor meinem inneren Auge läuft der Film der damaligen Angelei ab.

Kirschen

Meist gab es in meinen Sommerferien kein anderes Thema als die Fischerei. Meine Eltern bezeichneten den doch recht ausgeprägten Drang zum Angeln schon als „Krankheit“, aber das interessierte mich alles nicht. Vielmehr interessierten mich die dicken, großen Aitel, die jeden Sommer oberhalb einer großen Steinbrücke bei einem Auslauf von einem Werkskanal standen.

Aus einem alten Angelbuch wussten wir, dass Aitel (oder Döbel wie man in meiner Heimat sagt) gerne Kirschen fressen. Also probierten wir es und kauften uns ein Pfund davon und tüftelten an unserer Technik. Wir minimierten die Ausrüstung und nahmen nur eine weiche, leichte Matchrute mit 18er Schnur, einen Wirbel, Vorfach und Haken. Das Gewicht der Kirsche musste zum Werfen ausreichen. Weiche und sanfte Würfe waren mit der aufgefädelten Kirsche gefragt. Ziemlich oft verabschiedete sich die Kirsche, mitten im Wurf, in den Uferbewuchs, aber wenn die Kirsche im Ziel landete war die Anspannung groß. Toll war, dass die Kirschen quasi im Wasser schwebten und mit der Strömung mitgetragen wurden. So schöpften die Aitel keinerlei Verdacht und nahmen den Köder bereitwillig. Unsere damalige Methode war sehr erfolgreich und wir konnten zahlreiche Aitel mit über 50 cm landen.

Crystall Cherry

Über 15 Jahre später- zurück im Obst- und Gemüseladen wurde mein Experimentiergeist geweckt. Ich nahm die Kirschen mit – allerdings für die Pfannkuchen – und machte mich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen wühlte ich in den Tiefen meines Fliegenbindeschrankes. Irgendwo mussten doch noch so rote, glitzernde Kugeln sein, die die Amerikaner als Lachseiimitation fischen. Perfekt ! Für mich waren es die perfekten Kirschenimitationen! So kommen meine neu erfundenen „Crystal Cherries“ doch noch zum Einsatz! Schnell war der passende Haken gefunden und der Zap-A-Gap Sekundenkleber war schon zur Hand. Innerhalb weniger Minuten waren eine Hand voll „Crystal Cherries“ fertig gestellt und auf ging es ans Wasser. Ich war gespannt, ob der Glitzer der Imitation die Aitel eventuell abschreckt.

Crystall Cherry

Nach kurzer Autofahrt kam ich an einer typischen Stelle für Aitel an. Das Wasser floss hier recht träge dahin und durch ins Wasser hängende Bäume entstand eine kleine Strömungskante. Genau dort schwammen mehrere Aitel umher und sammelten Nahrung ein. Zuerst drückte ich jegliche Luft unter Wasser aus der Kirschimitation. Schnell konnte ich sehen, dass die Imitation ähnlich wie die echte Kirsche im Wasser quasi schwebte. Die leichte Strömung bewegte den Köder ganz sanft auf und ab. Besser ging es kaum. Die Vorfreude auf den ersten Wurf wurde immer größer.

Meine 4er Rute beförderte die doch recht bullige Kirsche sehr gut durch die Luft. Dann verlängerte ich die Schnur auf die nötige Länge und mit Spannung erwartete ich die Reaktion der Fische. Die Kirsche landete auf der Oberfläche und…. Mit einem Schlag flüchteten die Aitel. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Die Berührung und der Schatten der Schnur auf der Wasseroberfläche haben alle Fische verscheucht.

Crystall Cherry

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