Meerforellen: Auf der Suche nach Gold und Silber

„Heute werde ich Euch zeigen, dass es in der Traun ganz besondere Schätze gibt“…

Obwohl es schon einige Jahre her ist, kann ich mich auch heute noch sehr gut an jene Worte erinnern, die ein langjährige Kunde und seines Zeichens sehr guter Fliegenfischer von sich gab, als er frühmorgens bei uns im Büro war.

Als ich ihn am Nachmittag auf seine vollmundigen Worte vom Vormittag nochmal ansprach, lud er mich ein, ihn zu seinem Auto zu begleiten. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, dass er neben seinen Fliegenruten im Auto auch eine Schaufel, eine Harke, diverse Schüsseln und Siebe mit sich herumfuhr.

Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um sein Goldwaschgeschirr. Er erklärte mir tatsächlich, dass er sich heute knapp unter dem Höpflinger Wehr einen „Claim“  abgesteckt hatte, wo er anschließend in stundenlanger sisyphus-ähnlichen Kleinarbeit Geröll und Kies wusch. Den Lohn seiner stundenlangen Kleinarbeit sah ich nun in seiner flachen Hand liegen. Ob man ihn, gemessen an heutigen Maßstäben, mit 8,50 € pro Stunde hätte hochrechnen können, vermochte ich damals nicht einzuschätzen…

Mein Gefühl sagte mir, dass die pekuniäre Rechnung hier nicht aufgegangen war. Beim Blick in die Augen unseres Kunden konnte man allerdings sofort erkennen, wie sehr er sich über die ziemlich kleinen, aber im Licht der späten Nachmittagssonne eindrucksvoll gelb funkelnden Partikelchen freute.

Als ich vor einigen Monaten an einem weitläufigen Strand der Küste Dänemarks im Wasser stand, um nach den silber schimmernden Flanken der dort vermuteten Meerforellen Ausschau zu halten, dachte ich unwillkürlich an die Geschichten des Goldwaschers der Weißen Traun.

Gleich beginnt die Fischerei auf Meerforellen an Dänemarks Küste
Gleich beginnt die Fischerei auf Meerforellen an Dänemarks Küste

Ich war mal wieder in Dänemark und mein Freund Morten hatte für mich alles arrangiert. Nach einem köstlichen Abendmahl, bei dem wir einige der von ihm selbst gesammelten Krebse verspeisten, hatte er mir erklärt, wie ich zu dem besagten Strandabschnitt fände und wie ich mich am besten verhalten solle, um die silbrig glänzende Flanke einer an der Wasseroberfläche aktiven Meerforelle ausmachen zu können. Er selbst versprach, mich nachmittags nach getaner Arbeit am Strand zu besuchen.
Da stand ich nun also und starrte auf eine endlos große Wasserfläche und suchte darauf ein silbernes Blinken zu erkennen.

Wie man am besten vorgeht, um rollende Tarpons an der Wasseroberfläche zu entdecken, ist mir durchaus bekannt. Die weitaus kleineren Meerforellen zu entdecken fiel mir jedoch sichtlich schwer.

Ich schaute, glotzte, gaffte und stierte stundenlang auf die Wasseroberfläche – nichts war zu sehen, und so fing ich an, mich mehr und mehr mit Wahrscheinlichkeitstheorien zu befassen. Ich fragte mich: „Was war schwerer? – Gold in der Traun zu finden oder die silbern blinkenden Flanken von an der Oberfläche raubenden Meerforellen in der unendlich weiten Küstenregion Dänemarks zu entdecken?“

An diesem Nachmittag erschien mir beides gleichermaßen aussichtlos bis … ja, bis Morten von der Arbeit kam. Nach einem gemeinsamen Bier und einer kleinen Brotzeit fing er an, seine Rute aufzubauen. Voller Selbstbewusstsein montierte er dabei eine Trockenfliege in Größe 8, um anschließend schnurstracks auf eine 500 Meter weit entfernte Uferkante zuzuwarten, an der er sich Oberflächenaktivität erwartete.

Voller Spannung folgte ich ihm und beobachtete, wie er nur zehn Minuten später einen perfekten Wurf nach dem anderen über genau jenem Seetang-Feld platzierte, in dem er die silbernen Räuber vermutete.

Mit dem Oeland Shrimp hat Morten schon sehr viele Meerforellen überlistet
Mit dem Oeland Shrimp hat Morten schon sehr viele Meerforellen überlistet

Und dann war es auch schon passiert. Die erste Attacke einer Meerforelle auf Mortens Trockenfliege kam so überraschend schnell, dass ich sie glattweg übersah. So glaubte ich an einen Scherz, als Morten „strike“ rief. Nur einen Wurf später konnte ich dann aber „live“ erleben, wie man eine silberblanke Meerforelle auf Trockenfliegen fängt…

Nun war der Bann gesprochen. Nachdem Morten das Geheimnis gelüftet hatte, wo und wie man an der Küste am besten fischt, konnte auch ich die Aktivitäten am Ende meiner Flugschnur ganz erheblich steigern.

Bis zum Dunkelwerden haben wir insgesamt sechs silberblanke Fische gelandet. Von solch einem Ergebnis hatte ich am Nachmittag noch nicht einmal zu träumen gewagt.

Als wir abends den Tag Revue passieren ließen, wurden zwei Dinge ganz klar:

  1. Trotz der riesigen Wasserflächen ist es wesentlich leichter, an Dänemarks Küsten Meerforellen auf Trockenfliegen zu fangen, als an der Weißen Traun Gold zu finden.
  2. Die Hilfe eines guten Guides ist an Dänemarks Küsten die denkbar beste Option, wenn man dort einer außergewöhnlichen Fischerei frönen möchte.

 

 

Fliegenfischen auf Meerforellen

 

 

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