Bachflohkrebse – interessante Urzeittierchen

Neulich am Wasser war einer der berüchtigten Tage: Drückendes Wetter, heiße Temperatur, kein Luftzug und absolute Stille am Fluss. Passend zu dieser Situation war keinerlei Aktivität am oder im Wasser festzustellen. Insekten waren weder in der Luft noch in der Nähe der Wasseroberfläche zu finden. Dementsprechend war auch kaum Agilität bei den Forellen zu erkennen. Die meisten Fische standen regungslos im Fluss und warteten auf bessere Zeiten.

Bei dieser geringen Aktivität am Wasser blieb mir nichts anderes übrig, als einen ausgedehnten Spaziergang am Fischwasser zu unternehmen. Ich sah andere Fliegenfischer, die durch die Mitte des Flusses wateten. Hier und da wurden abwechselnd Würfe an das linke und dann wieder an das rechte Ufer gesetzt. Während meiner Beobachtungen fing keiner einen Fisch. Es war offensichtlich, dass die Fische nicht auf Nahrungssuche waren. Selbst hatte ich ja auch schon ein paar Trockenfliegen und Eintagsfliegen-Nymphen getestet – allerdings zeigte kein Fisch Interesse.

Irgendwie erinnerte ich mich an meine Jugendtage am Forellenbach. Dort habe ich das Fliegenfischen erlernt und hatte zwei hervorragende „Fliegenfischlehrer“. Der eine war ein begnadeter Werfer und der andere war ein herausragender Fischer. Unabhängig voneinander lehrten sie mir beide absolute Vorsicht und Umsicht am Wasser. Sie legten beide sehr großen Wert auf die Beobachtung des Wassers und seiner Umgebung. Es gab kaum einen Fischtag, an dem einfach die Rute ausgepackt und drauf los gefischt wurde.

Ich erinnerte mich während meines Spaziergangs an einen Tag am Bach, der dem heutigen sehr ähnlich war. In den sonst so „verdächtigen“ und fischreichen Gewässerzügen war einfach kein Fisch zu überlisten. Damals kam von meinem „Lehrer“ die Empfehlung, dass wir es doch mal mit einer speziellen Fliege in einem stark mit Erlen bewachsenen Ufer versuchen sollten. Also gingen wir zur besagten Stelle.

Über eine Rausche floss das Wasser in einen kleinen, langen Pool. Beidseitig hingen die typischen Wurzeln der Erlen weit in das Wasser, und nach der Rausche floss das Wasser in diesem Abschnitt gemächlich an den Wurzeln der Bäume entlang. Am Grund lagen große Steine. Unter dem Laubdach war es deutlich kühler im Vergleich zu den sonst eher offenen Stellen am Bach. Auch an dieser Stelle galt es, zuerst das Wasser zu beobachten. Also packte mein „Guide“ sein aufblasbares Sitzkissen aus und wir setzten uns für ein paar Minuten etwas unterhalb des Einlaufs zwischen die Erlenbäume. Nach nur wenigen Minuten sahen wir, mit Hilfe unserer Polarisationsbrillen, eine deutliche aber langsame Bewegung entlang der Erlenwurzeln. Wir schauten uns an und mein „Fischlehrer“ grinste nur, und ich wurde nervös.
Anschließend nahm er mein Vorfach und knotete eine bestimmte Fliege an: Eine Gammarus- oder auf gut deutsch Bachflohkrebs-Imitation.

Bevor ich den ersten Rollwurf an den Anfang der Wurzeln setzen konnte, gab er noch ein paar wichtige Tipps:

– teile dir den Pool genau ein und fische ihn systematisch mit so wenigen Würfen
wie möglich ab,
– jegliche Unruhe und Leerwürfe sind zu vermeiden,
– sobald der Bachflohkrebs das Wasser berührt, ist die Rute hoch erhoben
mitzuführen,
– entweder wird die Schnur oder der Bissanzeiger genau beobachtet,
– Bissanzeiger unbedingt auf die Gewässertiefe einstellen,
– sehr wichtig: der Bachflohkrebs muss sehr nah an den Wurzeln mit der exakten
Fließgeschwindigkeit abdriften. Nur wenn das Imitat korrekt driftet, dann wird der
Fisch nehmen.

Für einen Jugendlichen waren diese Anforderungen ganz schön hoch. Und zu meinem Leidwesen war der erste Wurf auch eine echte Katastrophe. Stück für Stück arbeitete ich mich an den Wurzeln entlang und nach ein paar Minuten kam der ersehnte Biss! Damals fing ich eine tolle Bachforelle und mein „Guide“ half mit, den Fisch an dem kleinen Bach zu landen. Er freute sich und erzählte, dass an dieser Stelle in den Wurzeln sehr viele Bachflohkrebse leben. Anschließend riss er ein Stück Wurzel aus und öffnete die Hand. Es wuselte nur vor Bachflohkrebsen!

In Anlehnung an diese Jugenderlebnisse wechselte ich auch diesmal meinen Standort. Ich fuhr zu einem stark bewachsenen Ufer mit überhängenden Ästen und Wurzeln im Wasser. Auch diesmal knotete ich eine Bachflohkrebs-Imitation an. Mit großer Spannung präsentierte ich die Fliege wenige Zentimeter vor das Ende der ins Wasser ragenden Wurzeln. Diesmal klappte der Wurf gleich beim ersten Mal. Der Bachflohkrebs ging auf Tiefe und driftete ganz langsam am Ufer entlang. Plötzlich wurde mein Bissanzeiger nach vorne gerissen und ich hob die Rute. Sofort bemerkte ich, dass es sich um einen richtigen Brocken handelte. Der Fisch wollte in das unterspülte Ufer ziehen. Dies galt es zu vermeiden, da der Fisch sonst der Sieger geworden wäre. Nach einem kurzen, aufregenden Drill hielt ich eine Bachforelle mit 55 cm in meinen Händen. Schnell noch ein Foto, doch dann entglitt mir der Fisch in die Freiheit…ärgerlich…, denn durch die Nahrung der Bachflohkrebse hätte der Fisch bestimmt tolles rötliches Fleisch gehabt…

Bachforelle

Nächsten Freitag werde ich wieder an die Rote Traun gehen.
Ich weiß ja, wo die Bachforelle zu Hause ist…

Probieren Sie es aus!!
Petri Heil!

Geräteempfehlung: Rute: SAGE TXLF 3710-4 (240 cm, Schnurklasse 3)
Rolle: SAGE Click III
Schnur: SAGE QDT-3-F (Double Quiet Taper)
Vorfach: TRAUN RIVER Allround Mono Vorfach (0,16 mm)
Bissanzeiger: C&F Bissanzeiger
(höhenverstellbar und abnehmbar) – gleitet durch die Ringe!
Polarisationsbrille: Smith Optics Undertow
(gelbe Gläser für schattige Gewässerbereiche)

R.R.

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