Saisonstart am Förchensee

20°C am Alpenrand und der Frühling feiert dieses Jahr seine Premiere!
Schneeschmelze in den Bergen. Die Traun vor’m Parkplatz der Firma Heger zeigt sich deshalb weniger einladend. Ihr Wasser ist getrübt. Das stört uns aber heute nicht…Heute wollen wir dem Förchensee einen Besuch abstatten. Der Förchensee wird ab dieses Frühjahr von Rudi Heger betreut. Der malerische Bergsee liegt zwischen Reit im Winkl und Ruhpolding auf 740m Seehöhe im Herz der Chiemgauer Alpen. Aufgrund der zahlreichen Quellen im See friert der glasklare See selbst im kältesten Winter nie zu. Im Förchensee kommt ein reiner Salmonidenbestand aus Regenbogenforellen, Bachforellen und Saiblingen vor. Im Seeauslauf laichen die Fische jedes Jahr aufs Neue. Dort beginnt auch der Weg der Weißen Traun über Ruhpolding nach Siegsdorf. Zu keiner Zeit im Jahr kann im Förchensee und im Quellbereich der Weißen Traun eine Wassertrübung beobachtet werden und die Klarheit des Wassers ist unglaublich und absolut faszinierend. Soviel nun zur allgemeinen Beschreibung des Förchensees. Aber zurück zu den frühlingshaften 20°C am Alpenrand wo unsere Geschichte ihren Lauf nimmt.

Förchensee
Der erste Ring der Saison…

Am Samstag treffen wir uns zur Mittagszeit am Firmenparkplatz, um in Richtung Förchensee aufzubrechen. Wir sind nur mit T-Shirts und Jeans bekleidet. Das war, wie sich bei der Ankunft herausstellte eine doch eher mutige Entscheidung….
Auf der Hinfahrt bis Ruhpolding säumen bunte Krokusse und weiße Schneeglöckchen den Straßenrand und die Stimmung steigt mit jedem Meter, den wir uns dem See nähern. Hier in Siegsdorf ist der letzte Schnee bereits vor zwei Wochen verschwunden. Die Eisdielen haben den Frühlingsbeginn punktgenau abgewartet, und die Bürgersteige sind mit Menschen belebt. Auch bei uns sind die Frühlingsgefühle erwacht. Nur hat dies bei Fliegenfischern scheinbar andere Auswirkungen als bei Nicht-Fliegenfischern. Mit jedem Kilometer in Richtung Förchensee nehmen die Schneereste zu und am Förchensee türmen sich noch Schneemassen entlang der Strasse. Die Schneedecke auf dem Dach der Seewirtschaft schätzen wir auf anderthalb Meter. Egal. Dies kann unseren Elan nicht bremsen. Eher die Außentemperatur, die um ganze zehn Grad weniger beträgt und kaum dem T-Shirt Wetter aus Siegsdorf entspricht. Schnell einen Nano Puff Pullover drübergezogen und los geht’s mit der Montage der Ruten. Ich wähle eine kleine schwere, aber einfach gebundene dunkle Nymphe am langen und dünnen Vorfach. Mein Kollege hingegen betreibt etwas größeren Aufwand…Eine Montage mit Springer und Nymphe. Die Trockenfliege soll ihm hierbei zusätzlich als Bissanzeiger dienen. So eine saubere Montage benötigt seine Zeit…Natürlich kann ich meinem Kollegen ein paar spaßige Kommentare darüber nicht ersparen, befürchte ich doch die außergewöhnliche Fängigkeit dieses Systems. „Wenn ich da mal nicht den kürzeren ziehe heute“ denke ich leise.

Bachforelle

Noch etwas steif und eingerostet vom langen Winter stapfen wir in Richtung See, und brachen immer wieder bis zur Hüfte im Schnee ein. Am Ufer angekommen können wir im Auslauf bereits kapitale Forellen beobachten. Es ist eine Wohltat und ein sehr schönes Gefühl den ersten Ring einer Forelle im Auslauf des Sees zu sichten. Schnell platziert mein Kollege seine Trockenfliege eine Meter vor dem steigenden Fisch und die kleine Bachforelle nimmt sofort. Die Montage scheint zu funktionieren…
Unser Plan ist, den See an der Ostseite beginnend zu umrunden. Eine Erhöhung fürht ein paar Meter in den See hinein. Wir vermuten, dass es sich hier vor dem Auslauf des Sees um eine sehr chancenreiche Stelle handelt. Ich laufe auf der Erhöhung entland und platziere meine Nymphe aufwärts und lasse sie absinken. Unten angekommen beginne ich die Nymphe ganz langsam wieder einzuholen. Sofort spüre ich einen Ruck und eine schöne Forelle kämpft am anderen Ende. Etwa eine Minute später hatte ich den Fisch bereits wieder „releast“, und meine Nymphe erneut positioniert. Beim fünften oder sechsten Versuch spüre ich wieder diesen Ruck an der Leine. Und wieder zeigt sich nach kurzer Zeit eine wunderschöne Forelle. Kaum zu glauben! „ Super Saisonstart!“, rufe ich dem Kollegen zu. Er nickt und grinst. Allerdings hatte er trotz seiner ausgeklügelten Montage keinerlei Fischkontakt mehr. Wir suchen uns die nächste gute Stelle etwa 100 Meter Entfernung. Die Lawinenfelder entlang der Ostseite machen es uns nicht gerade einfach. Aufhalten konnten uns diese jedoch nicht, da der Schnee fest und gesetzt ist. An der Stelle angekommen können wir beobachten, wie endlich die Sonne ihren Weg in das enge Tal hinein geschafft hat. Dies ist ein unglaublicher, fast heroischer Moment. Einer der Augenblicke, die sich fest in unser „Fliegenfischerhirn“ einbrennen. Von einer Minute auf die andere wechselte der See augenscheinlich seine Farbe von undurchsichtig grau auf kristallklar grün und türkis. Jedes, aber auch wirklich jedes Detail auf dem Seegrund ist nun zu erkennen. Die Wärme der uns treffenden Sonnenstrahlen spüren wir durch und durch.

Förchensee

Wiederum versuche ich mein Glück an einer offensichtlich „fischigen“ Stelle. In der Nähe eines versunkenen Baumstammes fange ich zwei Fische. Unter anderem auch einen prächtig gezeichneten Bachsaibling, der für mich eine absolute Neuheit in meinem Fischerleben ist. Bei meinem Kollegen hingegen scheint nichts zu funktionieren…Nur von zwei kurzen Fischkontakten erzählte er mir, die er aber nicht verwerten konnte. Von etwas erhöhter Position können wir einige Fische im glasklaren Wasser ausmachen. Dieser See war so unglaublich klar. Wir sind uns einig, dass wir so etwas noch nicht gesehen haben. Da! Mein Kollege zeigt auf einen großen Schatten. Wo ist der dazugehörige Fisch? Viele Sekunden verstreichen, bis wir ihn weit entfernt von seinem Schatten hoch schwimmend entdecken. Solche Beobachtungen können wir erstaunlicherweise noch öfters an diesem Tag machen. Hier warte wohl noch viele Überraschungen auf uns und eine Menge Übung ist gefragt!

Förchensee

Sobald die Sonne rauskommt wird es hier „rundgehen“ haben wir uns zu Anfangs gedacht. Tatsächlich hat die Sonne die Aktivität der Fische geweckt und wir können vereinzelt sanft steigende Fische beobachten. Tatsache ist allerdings, dass die Helligkeit die Fischerei deutlich erschwert. Die Fische flüchten beim Aufkommen des Vorfaches auf der Wasseroberfläche. Konsequens ist, dass wir auf der Westseite des Sees keine einzige Forelle mehr ans Ende der Leine bekommen.

Saibling

Unser Spaziergang entlang des Sees ist trotzdem nicht nur ein optischer Hochgenuss. Viele, auch große Fische, können wir genauestens beobachten. Es ist eine hochinteressante Angelegenheit, wiederkehrenden Wege der patroullierenden Forellen zu erkennen und sich diese für die Zukunft einzuprägen. Mit unseren etwas dickeren monofilen Vorfächern der Stärke 0,16 ist wohl an diesem Tag nichts mehr zu holen…Zum ersten Mal habe ich deshalb an diesem Tag über die Verwendung von Fluorocarbon nachgedacht. Beim nächsten Versuch werde ich dies testen…

Förchensee
Fischen an der Langlaufloipe

 

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