A „Weißblaue“ Fischergschicht

Eine lustige Erzählung aus Oberbayern von Rudi Heger

Trottel – So lautet bei uns in Bayern die landläufige Bezeichnung für einen etwas verdummten Homo Sapiens. Wikipedia formuliert es noch direkter: „Im Allgemeinen ein dummer und/oder ungeschickter Mensch mit eingeschränkter Intelligenz“. Als ich kürzlich einen ganz lieben Freund traf, erzählte er mir, dass er beim alljährlichen Anfischen an seinem geliebten Gebirgssee an einem Tag gleich mehrfach mit dem eingangs erklärten Wort konfrontiert war. Auf meine Frage nach dem weshalb, erzählte er mir folgende Geschichte:

Wie alljährlich sei er auch heuer wieder am ersten wärmeren März-Wochenende an seinen Lieblings-Bergsee gefahren, um Saiblinge und Seeforellen zu fischen. Sein langjähriger Fischpartner habe ihn begleitet. Um die Chancen zu optimieren, wollte man sowohl mit der Spinnrute als auch mit der Fliegenrute fischen. Während mein Freund noch eine Fliege an die an den Kofferraum gelehnte RPL-Rute anknüpfte, drängte sein Fischpartner bereits zum Aufbruch und betätigte dabei gewohnheitsgemäß jenen Knopf seines Autos, der dem neuzeitlichen Gefährt erklärt, dass jetzt der Kofferraum zu schließen ist. Die feine Spitze der RPL stemmte sich tapfer der übermächtigen Heckklappe entgegen, konnte aber nicht viel ausrichten. Mit einem deutlich vernehmbaren Geräusch knickte sie vor der rohen Gewalt des stählernen Schließmuskels ein. Das oben zitierte „T“-Wort durchkreuzte die Gedanken meines Freundes. Er habe es aber wegen der guten Freundschaft zu seinem Fischpartner nicht aussprechen wollen. Er tröstete sich damit, dass ihn seine geliebte RPL über fast zwei Jahrzehnte gute Dienste geleistet hatte und steckte sie – fast einer Votivtafel gleich – in jenen öffentlichen Abfallkorb des Parkplatzes, der an einer leicht exponierten Stelle über dem See thronte und der gerade von der warmen Morgensonne angestrahlt wurde. Danach ging’s ab aufs Boot. Von hier aus konnte man die flachen Uferpartien und die abfallenden Kanten nämlich am besten befischen. Plötzlich verfolgte ein ganz großer Schatten den Spinner meines Freundes – konnte sich aber nicht entschließen, zuzupacken. Auch beim nächsten Versuch wartete mein Freund vergeblich auf einen Anbiss. Geistesgegenwärtig fasste mein Freund sofort einen Alternativplan. Schnellen Fußes ging er zum Auto zurück, um dort eine noch etwas betagtere Fliegenrute zu holen. Die „alte“ Ersatzrute der Prä-Sage-Ära würde doch nochmal zum Einsatz kommen. Vielleicht ließe sich der große Schatten mit einem Streamer überlisten…..

Der Wunsch meines Freundes blieb Vater seiner Gedanken. Die Realität sah leider ganz anders aus. Die alte Ersatzrute hatte wohl schon seit langem die Reste ihrer Elastizität eingebüßt und knickte bereits beim zweiten Leerwurf in sich zusammen. – Zwei kaputte Fliegenruten an nur einem Vormittag! Das war definitiv zu viel! Um weiteren Schaden von sich und seinem Equipment fern zu halten, beschloss mein Freund, seinen Fischpartner zum Frühschoppen beim nahegelegenen Seewirt einzuladen. Bereits nach dem ersten Weißbier am dortigen Stammtisch war der Groll über die gebrochenen Ruten verflogen und nach einer ausgiebigen Brotzeit machten sich die beiden Fischer wieder auf den Weg zum Parkplatz, um von dort aus ihre Heimreise anzutreten. Die gebrochene Fliegenrute der Prä-Sage-Ära trug mein Freund noch schmunzelnd in seiner Hand, als er auf halbem Wege von einem ihm unbekannten Fischer angesprochen wurde, der ihm ein Geschäft vorschlug: „Dad’sd Du mia dein obbrochan Stegga verkaufa? An Zwanzga kriagst dafia.“
Mein Freund glaubte, einem vermeintlichen Trottel ins Auge zu blicken und schlug schnell ein, bevor es sich sein Gegenüber anders überlegen konnte. Eine in ihm aufsteigende Neugierde verleitete ihn aber dann doch dazu, bei seinem neuen Geschäftspartner nachzufragen, was er denn mit der gebrochenen Ruten zu tun gedenke.…..“Du weastas ned glam, aber de schick i ei zur Reparatur – Heid is scheins a ganz guada Dog, um kaputte Teile zu kriang. Vorhin scho hob i oane gfundn. Da hat doch glatt so a Trottel a guade Sage-Ruadn in den Abfalleimer am Parkplatz gschdeckt. So a Blädsinn! Beim Heger reparierns sogar oide Ruadn….“ Mein Freund musste ob der ihm offenbarten Direktheit und Schlitzohrigkeit schmunzeln. Nur, dass ihn jemand, wenngleich auch nur indirekt, als Trottel bezeichnet hatte, wurmte ihn sehr.

Ein paar Tage später hat er mir seine Erlebnisse erzählt.
Ich selbst habe aus den Erzählungen einiges gelernt. – Und damit auch Sie wissen, was die aktuelle Sage-Garantie umfasst und was nicht, finden Sie hier unseren Link zur aktuellen Fassung.

Viel „Petri Heil“ für die kommende Saison wünscht Ihnen Ihr

Rudi Heger

Bergsee
A „Weißblaue“ Fischergschicht

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